Mittwoch, 21. Januar 2009
Unreality
missunderstood, 23:09h
Im Badezimmer vor dem Waschbecken stehend, hebe ich langsam den Kopf und zwinge mich dazu meine Augen zu öffnen. Das grelle Licht macht mir zu schaffen, aber nach ein paar Sekunden sehe ich dann doch in den Spiegel. Das was mir dort entgegen blickt, ist alles andere als komisch und trotzdem fange ich an zu lachen. Zwei schmale Schlitze, dahinter befinden sich blutunterlaufene, lichtempfindliche Augäpfel und schielen mich an. Der Rest von dem was vorher mal Hautfarben war, ist aschfahl und lässt den Teil um die Schlitze noch viel intensiver rot aussehen. Mein Blick senkt sich wieder und ich versuche, fast krampfhaft, meine Zähne zu putzen. Der weiße Schaum in meinem Mund hat, durch das bereits fast seit 10 Minuten andauernde Prozedere, hat nur noch den Hauch von minzigem Geschmack. Nur mit Mühe bleibe ich aufrecht stehen. Die Knie fühlen sich an wie Pudding und drohen jeden Augenblick nach zu geben. Das Bedürfnis mich zu setzen, mein Körper fühlt sich an als würde er schlagartig 100 Kilo mehr wiegen, wächst von Sekunde zu Sekunde. In meinem Kopf dreht sich alles und es ist mir fast unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Kriege es aber irgendwie noch auf die Reihe, den Putzvorgang zu beenden, bevor sich, der mittlerweile geschmacklose Schaum, blutrot verfärbt, stelle die Zahnbürste statt in, neben den Becher, ärger mich kurz über mich selber und muss dann doch wieder lachen. Der Weg zum Bett erscheint mir endlos und ich wanke durch die dunkle Wohnung. Es dauert eine halbe Ewigkeit bis sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt haben. Ich stoße mir den Fuß am Schrank, schreie innerlich kurz vor Schmerzen auf und verschwende einen winzigen Gedanken daran, seit wann dieser verdammte Schrank dort steht. Nach einer gefühlten halben Stunde erreiche ich endlich das Bett, suche nach der Fernbedienung und das Flimmern der Glotze erhellt den Raum. Für ein paar Minuten bleibe ich liegen und genieße die Trägheit meiner Gedanken und das angenehme Gefühl des benebelt sein, drehe mich dann aber um und entdecke meinen Typen, der ebenfalls regungslos da liegt und erst jetzt ganz langsam registriert, dass ich neben ihm liege. Er öffnet seine noch immer schönen, braunen Augen und versucht mich an zu sehen. Sein Blick ist leer, geht fast durch mich hindurch und dennoch erwidert er meinen Blick. Ich fange an durch die Programme des Flimmerkastens zu zappen, in der Hoffnung mich durch das Gedudel eines bestimmten Kanals berieseln zu lassen. Leider haben wir mittlerweile eine Zeit erreicht, in der Musik vielen Menschen und vor allem den so genannten Musiksender nicht mehr so wichtig erscheint und es kommen irgendwelche hirnrissigen Trickfilme. Bei näherer Betrachtung ergeben diese doch Sinn und sind gar nicht so hirnrissig und oberflächlich wie sie zum Anfang scheinen. Und am Ende ergibt es auch noch so viel Sinn, dass wir beide einen Lachkrampf bekommen. Nach einer Ewigkeit und völlig fertig vom Lachen, beruhigen wir uns wieder, bleiben noch eine Weile ermattet liegen und sehen uns einfach nur an. Ich verliere mich in seinen Augen, genieße jede einzelne Sekunde und vergesse alles um mich herum. Dem Nichts in meinem Kopf hinterher hängend, denn die klaren Gedanken haben ihn schon vor 3 Stunden verlassen, beginnt sich wieder alles zu drehen. Als ich wieder zu mir komme, blinzelt bereits die Sonne durch das Rollo und kündigt den neuen Tag an. Mir kommt in den Sinn dass ich auf Arbeit muss und richte mich auf. Ewig sitze ich so da, versuche mich krampfhaft an den gestrigen Abend zu erinnern. Es ist alles so weit weg und nur mit Mühe lassen sich die Erinnerungen wieder zu einem Ganzen zusammenfügen.
Mit einem zufriedenen Lächeln beginne ich den Tag!
Mit einem zufriedenen Lächeln beginne ich den Tag!
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